Eintrag im Oktober 2010

Hallo,

mein Name ist Sophie Vasak und mit den nächsten Zeilen möchte ich mich etwas näher vorstellen.

Seit Februar 1993 verbrachte ich meine ersten Kindheitsjahre in Leipzig. Später zogen wir nach Rackwitz, einer kleinen Gemeinde nördlich der „Heldenstadt“. Mit „wir“ meine ich meine Eltern und mich, im Jahr 2000 vergrößerte sich unsere Familie um meinen Pflegebruder Kevin.

Geweckt wurde mein musikalisches Interesse vor ca. 10 Jahren durch ein Weihnachtsgeschenk. Meine erste Gitarre. Leider ließ die anfängliche Euphorie schnell nach, denn das klassische Spiel an der Musikschule erfüllte mich nicht sonderlich. Neuen Schub brachten die Anschaffung einer E-Gitarre und das dazugehörige „Training“. Endlich klang meine Musik wie mein damaliges Idol, Avril Lavigne. Natürlich versuchte ich auch ihre Lieder nachzusingen. So „entdeckte“ ich meine Stimme und wagte mich auch an andere Stücke heran.

Besonders fasziniert haben mich die Onkelz. Ihr teilweiser Irrweg, aber vor allem Ihre Art, Musik zu leben, nahezu kompromisslos durchs Leben zu gehen, nach Wahrheiten zu suchen und aufzuzeigen, ohne sich dabei verbiegen oder benutzen zu lassen, haben mich sehr beeindruckt. So änderten sich auch meine musikalischen Vorlieben. Noch heute zählen „Leere Worte“ oder „Erinnerungen“ zu meinen absoluten Favoriten.

Hauptsächlich beeinflusst durch das Lernen an der Musikschule, verfestigte sich in mir die Begeisterung für die Rock-Klassiker. Da die damalige Musikschulband fast nur Instrumentalstücke spielte, wurde ich kurzerhand von der E-Gitarristin zur Sängerin umfunktioniert. So konnte ich erste Erfahrungen bei Live-Auftritten vor kleinerem Publikum sammeln.

Parallel dazu wurde mir eins immer deutlicher: Ich wollte in einer „eigenen“ Band singen. So konnte ich meinen Eltern den Heizungskeller als Proberaum abringen. Es folgten mehrere Jahre voller Spaß aber ohne nennenswerten musikalischen Erfolg. Auf kleinen Privatveranstaltungen kamen wir gut an, doch zu mehr reichte es leider nicht.

Lässt es meine Zeit zu (12. Klasse, nur büffeln), trete ich heute meist solo auf, gelegentlich begleitet mich mein Bruder Kevin am Schlagzeug. Großen Spaß bereiten mir kleine Gastauftritte bei befreundeten Bands wie den „Kassenpatienten“ (Ärzte-Cover) oder „The Straight“ (Rock-Classics / Indie). Eine beliebte Tradition ist mein „Weihnachtskonzert“ für die Jugendlichen und Erwachsenen in dem Kinderheim, aus welchem mein Pflegebruder kommt.

Seit einigen Jahren schreibe ich eigene Lieder, allerdings mehr für den privaten Bereich. Es tut einfach gut, Gedanken und Gefühle zu äußern bzw. ausdrücken zu können, über die es sich nicht so einfach sprechen lässt…

Wie es nach meinem Abitur weitergeht, ist noch völlig offen. Am liebsten würde ich studieren, am allerliebsten irgendwas mit Musik. Schließlich war sie der treuste und liebste Begleiter der letzten 10 Jahre.

Enden möchte ich heute mit dem Refrain eines meiner Lieblingslieder:

"Ich erinner’ mich gern an diese Zeit,

   eine Zeit, die man nie vergisst.

   Doch ich muss mein Leben leben,

   meinen Weg alleine geh’n,

   mach’s gut, du schöne Zeit -

   auf Wiedersehen!"

Zitat aus: Böhse Onkelz: Erinnerungen. 1987

 

Oktober 2010              Eure Sophie


Eintrag im Oktober 2011

Ein Jahr ist vergangen. Eins, was mein weiteres Leben wohl entscheidend prägen wird. Vielleicht soviel:

Im Juni hatte ich es endlich vollbracht, Schulabschluss. 12 Jahre büffeln waren nicht ganz umsonst. Das Abitur in der Tasche und einen Studienplatz in Leipzig bekommen. Noch dazu meinen "Erstwunsch" verwirklicht: Ich werde Lehrerin für Musik. Klingt alles so, wie ich es mir erträumt hatte. Ist es eigentlich auch, doch der Preis, den ich "zahlen" musste, um dieses Ziel zu verwirklichen, hat mich manchmal ganz schön platt gemacht. So hatte ich kaum noch Zeit, mich meiner eigentlichen Leidenschaft, der Musik, zu widmen. Nicht ein Lied habe ich in diesem Jahr geschrieben, nur halb so viele Auftritte wie im vergangenen Jahr gespielt. Das ist schon ziemlich trübe und ich hoffe, dass es nun wieder aufwärts geht.

Trotz allem Jammerns gab es auch tolle Momente. Nur positive Emotionen habe ich z.B. im Zusammenhang mit der musikalischen "Umrahmung" unserer Abiabschlussfete vor allen Schülern auf dem Schulhof oder mit einem Gig auf dem Flugplatz Taucha, als der Veranstalter vor mir niederkniete, um seinen Wunschtitel durchzusetzen. Besonders viel Spaß bereiten mir nach wie vor kleinere Gastauftritte, hauptsächlich bei der Ärzte-Coverband "Die Kassenpatienten". In tiefer Erinnerung werden mir gewiss die "Ärzte-Partys" im Leipziger "Flower Power" bleiben. Solch eine Stimmung ist wahrlich selten.

An meiner Musikschule hat der Lehrer gewechselt, so dass ich noch nicht weiß, ob bzw. wie es mit der dortigen Band weitergeht. Ansonsten bin ich zu einem kleinen Teil an einem "Johnny Cash Project" beteiligt, wo ich die Passagen von Cashs Frau June interpretiere. Nicht zuletzt bleibe ich der Musik auch dadurch treu, dass ich meinem Bruder (spielt eigentlich Schlagzeug) erste Handgriffe auf der E-Gitarre näherbringe.

Soviel für heute. Mal sehn, was das nächste Jahr für mich bereithält.

Oft habe ich das Gefühl, dass die Zeit sich immer schneller bewegt, die Jahre immer kürzer werden. Hoffentlich wird das nicht noch schlimmer. Enden möchte ich deshalb mit einigen Textzeilen eines von mir sehr gern gehörten Liedes:

 "Die Zeit vergeht, wie im Flug.

   Sie kriegt nie genug.

   Sie ist nur das,

   nur das, was du draus machst.

   Der Tag ist für dich vorgesehen.

   Lass ihn nicht vorübergehen.

   Er kann dir alles geben,

   die beste Zeit in deinem Leben!

   Sieh, was der Tag dir bringt.

   Welches Lied er für dich singt.

   Es ist für dich bestimmt!"

 Zitat aus: Böhse Onkelz: Keine Zeit. 2002


 Oktober 2011              Eure Sophie


Eintrag im Oktober 2013

Ich hätte es wissen müssen ... "Die Zeit ist ein Dieb"

Vor 2 Jahren ahnte ich es nur, heute bin ich mir sicher: Es wird immer schlimmer! Manchmal überlege ich, wie lange ich da noch mithalten kann. Will ich das überhaupt? Schwierige Fragen und keine Antworten in Sicht...

Obwohl ich durch mein Studium den Gitarrenunterricht an der Musikschule in Delitzsch aufgeben musste, traten musikalisch gesehen andere Themen in den Vordergrund: Mein Bruder Kevin begleitet mich jetzt bei fast allen Auftritten am Schlagzeug. In Kürze will er mir sogar an der E-Gitarre Konkurrenz machen. Mit großer Begeisterung und Hochachtung betrachtete ich in den letzten 2 Jahren die Lebensgeschichten und die künstlerischen Schaffensprozesse einiger Grande Damen der Musikgeschichte. Echte Klassiker wie "Because the night" von Patti Smith oder Songs von Janis Joplin gehören seitdem zu meinen Lieblingscovern.

Um die ersten, doch etwas pessimistischen Zeilen mit einem angemessenen Kontrast zu "entschärfen", möchte ich an dieser Stelle über ein enorm positives und bestärkendes Ereignis berichten:

Vor Kurzem stand für mich die bisher wichtigste "Prüfung" an. Das besondere an ihr war, dass ich nichts dafür gelehrt bekommen hatte und somit auch im Vorfeld nichts lernen bzw. üben konnte: Mein erstes Schulpraktikum.

Ich war so aufgeregt. Was würde mich erwarten? Akzeptieren und vertrauen mir Schüler und Lehrer? Muss ich nur "Praktikantenjobs" erledigen? Oder darf ich schon selbst unterrichten? Wenn ja, schaffe ich das? Und dann die entscheidende Frage: Wird es mir auch Spaß machen?

Jaaaaaaaaaa! Nach meiner ersten echten Schulstunde war ich mir dann endlich sicher: Es ist der richtige Beruf für mich, denn es hat sogar großen Spaß gemacht und zum Ende des Praktikums wurde ich von den Kids mit ganz lieben Worten, Geschenken und sogar Abschiedstränen "entlassen".

Obwohl diese wunderbare Erfahrung ziemlich spät kam (Ende des 4. Semesters; ich hätte sie mir viel eher gewünscht), brachte sie die für mich außerordentlich wichtige Bestätigung, dass sich der Lernstress der letzten Jahre wirklich gelohnt hat und ich zumindest meine berufliche Lebensaufgabe gefunden habe. Hoffentlich hält dieses gute Gefühl lange an ...

Diesmal ende ich mit einer Strophe aus einem für "Fanz" mit bitteren Emotionen verbundenen Lied:

  "Manchmal hat ein Jahr

    zwölf Stunden.

    Ein Tag nur 10 Sekunden.

    Die Zeit ist ein Dieb.

    Sie nimmt sich, was sie kriegt."

 Zitat aus: Böhse Onkelz: Ihr hättet es wissen müssen. 2004

 

Oktober 2013              Eure Sophie


Eintrag im Januar 2016

- Nichts ist für die Ewigkeit -

20.06.2014, Hockenheimring: Das musikalische Highlight meines Lebens! 100.000 sangen diese Zeilen:

 "Ich trinke auf,

    auf gute Freunde, verlorene Liebe,

    auf alte Götter und auf neue Ziele.

    Auf den ganz normalen Wahnsinn,

    auf das was einmal war.

    Darauf, dass alles endet,

    und auf eine neues Jahr -

    auf ein neues Jahr."

 Zitat aus: Böhse Onkelz: Auf gute Freunde. 1996

Mein Jugendtraum wurde wahr: Die Onkelz feierten ihr Comeback und ich war dabei. Diesen Abend werde ich nie vergessen. Noch heute spüre ich die Kraft der damaligen Emotionen und die Botschaft dieser Zeilen für mich: Die Zeit ist doch kein Dieb! Zumindest nicht für den, der sie nutzt...

Mittlerweile habe ich mein Studium fast geschafft, der Endspurt (Masterarbeit) naht und die Vorfreude auf meinen Beruf ist zum Glück nicht verflogen. Im Gegenteil, durch einige Situationen mit meinen Praktikumsklassen wurde sie noch verstärkt. Ein wunderbares Gefühl.

Kevin ist nunmehr mein dauerhafter Begleiter, allerdings "nur" am Schlagzeug. Obwohl er seine E-Gitarre mittlerweile ganz gut beherrscht, spielt er sie nie in der Öffentlichkeit. Seine Vorliebe ist der Metal und so klingt die Gitarre auch. Vielleicht kann ich ihn ja doch irgendwann überzeugen, seine Gitarrenklänge mit anderen Leuten zu teilen. Dies wird aber bestimmt nicht einfach, denn er ist ein richtiger “Festival-Junkie” geworden und so haben wir schon einige Probleme, die Auftritts- mit den Festivalterminen zu vereinbaren.

Die Homepage habe ich im vorigen Jahr etwas überarbeitet. Neue Videoverlinkungen ersetzen jetzt die alten Soundbeispiele. Auch die Titelliste hat sich deutlich erweitert. Meine Favoriten sind derzeit Rockveteranen aus den 70ern wie Nazareth, Slade, Neil Young oder Renft.

Das war's für heute, kommt zu unseren Auftritten und genießt die gute alte Musik...

Enden werde ich diesmal mit einigen Zeilen aus dem Album "Heilige Lieder":

 "Diese Lieder sagen mehr

    als 1000 Worte.

    Sie sind immer für Dich da -

    sind immer für Dich da.

    Sie war'n der Trost,

    der Freund in deinem Leben,

    wenn niemand bei Dir war -

    wenn niemand bei Dir war."

 Zitat aus: Böhse Onkelz: Diese Lieder. 1992

 

Januar 2016              Eure Sophie


Eintrag im Dezember 2019 

- The End -

"Jedes Mal, wenn ich dieses Lied höre, bedeutet es etwas anderes für mich. Es begann als ein einfaches Abschiedslied […] aber ich sehe, wie es ein Abschied von einer Art von Kindheit sein könnte. Ich weiß es wirklich nicht. Ich denke, es ist ausreichend komplex und universell in seiner Bildsprache, dass es fast alles, was Sie wollen, sein kann." Zitat Jim Morrison 1969 über seinen Song "The End" aus: Jann Wenner, Joe Levy: The Rolling Stone Interviews (Jim Morrison). Back Bay Books, New York 2007, S. 496.

Nun ist es soweit.
Diese Interpretation seines wohl besten Songs hat mir geholfen, heute zu verkünden, dass ich mein musikalisches Engagement in Zukunft deutlich einschränken werde. 15 Jahre bestimmte die Musik einen Großteil meines Lebens. Ich habe durch sie wunderbare Erfahrungen gemacht, gelernt, hart zu arbeiten und fett zu feiern. Sie half mir oft, eigene Probleme zu erkennen und zu lösen, baute Brücken zu anderen Menschen und Lebenseinstellungen.
Vielleicht hatte Jim Recht und es ist wirklich "ein Abschied von einer Art von Kindheit" …

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle vor allem bei meinem Bruder Kevin. Als Schlagzeuger war er mir die vielen Jahre ein stets zuverlässiger Bühnenpartner. Vielen Dank auch unseren Eltern und meinem Freund für die permanente Unterstützung und das Zurückstecken eigener Interessen. Danke möchte ich heute auch all jenen sagen, die uns Auftrittsmöglichkeiten verschafft haben, deren Equipment wir nutzen konnten oder die uns einfach nur gut beraten haben.

Zum Schluss will ich noch an einige Auftritte erinnern, die für mich besondere Bedeutung hatten:

> Delitzscher Rocknacht 2009, Oberer Bahnhof
> Billardstudio 2012, Bad Düben
> Song Slam 2014, Moritzbastei
> Himmelfahrtsfrühschoppen in Gaschwitz
> Pflegeelternweihnachtsfeiern
> Peter und Paul Feste
> Auftritte in der Heimat (Friends In Concert, Krebsbachfeste)

Mit diesen Gedanken und Bildern im Kopf möchte ich mich besonders bei Euch bedanken, Ihr, die sich mit uns über die "gute alte Musik" freuten, die andächtig lauschten oder beseelt mitgrölten, ich werde Euch nie vergessen und singe noch oft diese Zeilen:

"Ich erinner’ mich gern an diese Zeit,

   eine Zeit, die man nie vergisst.

   Doch ich muss mein Leben leben,

   meinen Weg alleine geh’n,

   mach’s gut, du schöne Zeit -

   auf Wiedersehen!"

Zitat aus: Böhse Onkelz: Erinnerungen. 1987


Dezember 2019            Eure Sophie